Nashörner weiterhin vom Aussterben bedroht
Weltweit gibt es nur noch rund 27’000 Nashörner – 2000 weniger als noch 2015. Zurückzuführen ist diese Abnahme primär auf die Wilderei in Südafrika. Zwischen 2013 und 2017 wurden dort jährlich über 1000 Tiere illegal geschossen.
Der Bericht zur Situation der Nashörner für die CoP18, der Konferenz über den Handel gefährdeter Arten, zeigt ein ambivalentes Bild zur Lage der Unpaarhufern. Während die meisten Populationen leicht gewachsen sind, sieht es für das Breitmaulnashorn schlechter aus. Die im südlichen Afrika beheimatete Art erreichte 2012 einen temporären Höchststand von 20’429 Tieren – das strenge Schutzprogramm scheint also seine Wirkung zu zeigen. Seit dem Jahr 2017 geht der Trend aber wieder in die andere Richtung (siehe nachfolgende Grafik). Während es 2015 noch 20’378 Breitmaulnashörner waren, wurde die Population 2017 noch auf 17’212 bis 18’915 Tiere geschätzt.
Der zweiten afrikanischen Rhinozerosspezies geht es verhältnismässig besser. Die Population der Spitzmaulnashörner steigt seit 1995 langsam an. Schätzungen von 2017 gehen von aktuell 5’366 bis 5’627 Tieren aus. Dieser Trend erstaunt, zumal sich diese Spezies teilweise den Lebensraum mit den Breitmaulnashörnern teilt. Allerdings ernährt sich das Spitzmaulnashorn hauptsächlich von Büschen und Blättern und steht daher zumindest was seine Nahrung betrifft nicht in direkter Konkurrenz mit seinen grösseren Verwandten. Für Wilderer sind die Spitzmaulnashörner jedoch attraktiver: während beim Breitmaulnashorn das hintere Horn kleiner ist als das vordere, sind bei den Spitzmaulnashörnern häufig beide fast gleich lang.
Asiatische Nashornharten sind stärker bedroht
Neben den beiden Nashornarten in Afrika gibt es auf dem asiatischen Kontinent noch drei weitere Arten: das Panzer-, das Java- und das Sumatranashorn. Im Gegenstz zu den afrikanischen Tieren besitzen diese Arten nur ein Horn. Das Panzernashorn, auch indisches Nashorn genannt, lebt nur noch in kleinen Gebieten in Indien und Nepal – ursprünglich war diese Art über weite Teile Indiens bis nach Pakistan verbreitet. Wie in der nächsten Grafik zu erkennen ist, wurde in Indien im Jahr 2017 die Zahl auf 2’939 und in Nepal auf 649 Tiere geschätzt. Total sind das 3’588 Panzernashörner. 1993 waren es noch 1’985 Tiere. Das entspricht einer Zunahme von rund 75 Prozent.
Während sich das Panzernashorn zu erholen scheint, sind die beiden anderen Arten, das Javanashorn und das Sumatranashorn, stärker bedroht. Ersteres ist eng mit dem Panzernashorn verwandt und heute nur noch im Westen der Insel Java beheimatet. Die Anzahl wird heute auf lediglich 65 bis 68 Tiere geschätzt. Bereits 1993 gab es von dieser Art nur noch ca. 100 Nashörner.
Die Sumatranashörner leben noch auf den Inseln Sumatra und Borneo und ihre Zahl wird auf 40 bis 78 Tiere geschätzt. Vor wenigen Tagen ist in Borneo das letzte männliche Tier im Alter von etwa 35 Jahren verstorben. 1995 gab es etwa 400 Tiere dieser Art. Ob das Aussterben dieser beiden Arten verhindert werden kann, scheint zum jetztigen Zeitpunkt höchst unrealistisch.
Die Wilderei als Hauptproblem
Der Rückgang der Nashörner ist vor allem auf die Wilderei zurückzuführen. Das Horn hat in China und Vietnam einen Marktwert von rund 25’000 Franken pro Kilo Hornpulver. Der Grund für die Jagd liegt im Glauben, dass das Rhinozeros-Horn Krebs vorbeuge und potenzsteigernde Wirkung habe. Allein in Südafrika wurden seit 2013 jedes Jahr über 1000 Tiere gewildert, wobei die Wilderei vor allem seit 2010 stark zugenommen hat. Dieser Befund deckt sich mit dem negativen Trend aus Grafik 1: Seit 2013 ist die Population der Breitmaulnashörnern erstmals wieder zurückgegangen.
Ein grosses Problem im Kampf gegen die Wilderei besteht darin, dass meistens nur die kleineren Wilderer und Händler erwischt werden, die Drahtzieger der organisierten Kriminalität jedoch unbekannt bleiben. Es gibt jedoch einen kleinen Lichtblick: der oben erwähnte Bericht geht davon aus, dass 2018 erstmals wieder weniger als 1000 Tiere gewildert wurden. Die internationalen Anstrengungen zum Schutz der Nashörner könnten daher langsam ihre Wirkung entfalten. Ob die verschiedenen Massnahmen – darunter zum Beispiel höhere Strafen – ausreichen, um alle fünf Arten vor dem Aussterben zu bewahren, darf bezweifelt werden.
CoP18
Die CoP18 (Conference of Parties on Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) war ursprünglich zwischen dem 23. Mai und dem 3. Juni 2019 in Colombo, Sri Lanka geplant. Aus Sicherheitsgründen wurde die Konferenz jedoch verschoben, wobei ein neuer Termin noch nicht bekannt gegeben wurde. Bei der Konfernz werden Massnahmen diskutiert, um den Handel mit gefährdeten Arten zu unterbinden oder besser zu regulieren. Der Bericht über die Situation der Nashornarten wurde für diese Konferenz erstellt.
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